Depression und Behandlung
Wie viele Menschen leiden unter Depressionen?
Laut der „Deutschen Depressionshilfe“ leiden mehr als fünf Millionen Menschen an Depressionen in Deutschland. Laut dem Bundesministerium für Gesundheit sind schätzungsweise bis zu 350 Millionen Menschen weltweit davon betroffen. Aktuell soll die Depression sogar auf Platz zwei der häufigsten Erkrankungen weltweilt liegen, da die Anzahl der Betroffenen stetig zunimmt. In den letzten zehn Jahren sogar schon um 18%.

Wer kann an Depressionen erkranken?
Frauen wie Männer, Kinder, aber auch Jugendliche können daran erkranken. Unabhängig von ihrem sozialen Status. Gerade im Alter steigt durch körperliche Erkrankungen, Medikamente, Schmerzen und den Verlust von Partner und Angehörigen das Risiko einer Depression stark an.
Warum erkrankt man an einer Depression?
Wie bei den meisten psychischen Erkrankungen geht man bei der Depression von verschiedenen Ursachen aus, die zu einer solchen führen. Häufig sind es dauerhafter Stress, Schmerzen, andere Grunderkrankungen, die Nebenwirkungen von Medikamenten, ein genetisches Risiko, bereits erkrankte Familienangehörige, Verlusterlebnisse in der Kindheit, Traumata und sehr viele weitere. Manchmal ist eine Ursache auch nicht zu finden. Darüber, ob die Erkrankung letztlich ausbricht, entscheidet manchmal nur ein „Tropfen“, der das „Fass zum Überlaufen“ bringt. Es entsteht eine seelische Not, die man nicht mehr kompensieren kann und die durch die Symptome der Depression (und/oder andere Symptome) ihren Ausdruck findet. Jeder Mensch kann erkranken. Unabhängig von gesellschaftlichem Stand, Alter oder sonstigen Kriterien. Eine Depression sucht man sich nicht aus.
Anzeichen für eine Depression:
nach Remschmidt. Multiaxiales Klassifikationsschema für psychische Störungen nach ICD-10 der WHO.
Korrigierte Auflage 2012. Verlag Hans Huber.
Multiaxiales Klassifikationsschema ICD-10:
Um von einer Depression zu sprechen, müssen laut o.g. Lehrbuch die folgenden Symptome länger als zwei Wochen fortlaufend anhalten und in Kombination auftreten:
1. Mindestens 2 der folgenden Hauptsymptome gleichzeitig
- Traurigkeit
- Verlust von Freude und Interesse, an Dingen, die man sonst gerne gemacht hat
- Verlust von Antrieb/Motivation und schnelle Ermüdung
2. Mindestens 1 bis 2 der folgenden Nebensymptome kommen vor
- vermindertes Selbstwertgefühl/Selbstvertrauen
- unbegründete Selbstvorwürfe und Schuldgefühle
- Suizidgedanken
- Konzentrationsprobleme
- häufiges Grübeln
- motorische Unruhe oder ungewöhnliche Bewegungslosigkeit
- Schlafstörungen
- Appetit- bzw. Gewichtsverlust
- Verlust des Interesses an Zärtlichkeit und Sexualität
Diese körperlichen Beschwerden und Verhaltensauffälligkeiten können zusätzlich auftreten
- frühes morgendliches Erwachen mit Stimmungstief
- nächtliche Weinattacken
- Kopf- und Rückenschmerzen
- Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme
- hoher Blutdruck und andere Herz-Kreislaufprobleme (bis zum Herzinfarkt)
- Hauterkrankungen
- Wutausbrüche/Aggressionen
- vermehrter Konsum von Genuss- und Suchtmitteln
- riskantes selbstschädigendes Verhalten bis hin zu Suizidversuchen
- Frustessen mit Übergewicht
- Frustkaufen, Anhäufung von Statussymbolen
- Kündigung der Arbeitsstelle
- Auflösen von Beziehungen
- Aufgabe von Hobbys und sozialer Rückzug
Anhand des Auftretens der Haupt- und Nebensymptome unterteilt man die Depression in die Schweregrade leichte, mittlere und schwere Depression:
Woran erkenne ich leichte, mittlere oder schwere Depressionen?
Leichte Depression
2 von 3 Hauptsymptomen
1 bis 2 Nebensymptome (max.4)
Mittlere Depression
2 von 3 Hauptsymptomen
3 bis 4 Nebensymptome (max.6)
Schwere Depression
alle 3 Hauptsymptome
mind. 8 Nebensymptome
Bei einer leichten Depression „funktioniert“ der Mensch noch recht gut. Alltags- und Berufsleben gelingen noch, mitunter merkt der Betroffene selbst oder Außenstehende nichts oder wenig von der Erkrankung. Nur wenige Menschen suchen in diesem Stadium bereits einen Arzt auf, was schade ist, weil man hier noch durch einfache Behandlungsmaßnahmen viel erreichen und dem Menschen Leid ersparen könnte.
Spätestens bei der mittleren Depression fällt dann jedoch auf, dass etwas nicht stimmt. Die Schwierigkeiten, im täglichen Leben zurecht zu kommen, werden immer größer, ein Krankheitsgefühl entsteht. In diesem Stadium gehen die meisten zum Haus- oder Facharzt. Mitunter kommt auch schon eine tagesklinische oder stationäre Behandlung in Betracht.
Bei einer schweren Depression ist der Mensch schließlich so beeinträchtigt, dass Arbeit bzw. Schule nicht mehr besucht werden können. Der Mensch „funktioniert“ nicht mehr. Das Vollbild der Depression zeigt sich in einer Reihe belastender Symptome bei vollem Bewusstsein. Denkstörungen mit Wahnerleben (sogenannte psychotische Symptome) können bei der schweren Depression auftreten. Häufig sind auch lebensmüde Gedanken bis hin zum Suizid. Meist muss eine stationäre Behandlung mit medikamentöser Einstellung erfolgen.
Woran erkennt man Depressionen bei Kindern und Jugendlichen?
Beim Kind stehen zunächst meist Bauch-, Kopf- und/oder Muskelschmerzen, Traurigkeit, Wutanfälle und Gereiztheit im Vordergrund. Je nach Alter des Kindes und seiner Reflexionsfähigkeit (oder die der Eltern) können Probleme benannt werden. Oft wird die Symptomatik im Spiel oder mit den Bezugspersonen ausagiert. Mit zunehmendem Alter treten die gleichen Beschwerden wie bei Erwachsenen auf.
Depressive Jungen tragen typischerweise ihre Trauer verpackt als Frust nach außen. Die Stimmung ist aufgrund der damit zusammenhängenden Schwierigkeiten in Schule und Alltag gedrückt.
Depressive Mädchen ziehen sich meist in ihr „Schneckenhaus“ zurück. Die Trauer ist ihnen zugänglicher und überschattet oft das ganze Dasein. Statt nach außen, richten sich die Wut und die Verzweiflung beim Mädchen eher gegen sie selbst. Schuldgefühle und Selbsthass treten auf. Selbstverletzungen sind weit verbreitet.
Häufig bei beiden Geschlechtern sind Schlafstörungen, Appetitminderung, sozialer Rückzug sowie schlechtere Leistungen in der Schule bedingt durch Konzentrationsprobleme.
Wohin wende ich mich bei Depressionen?
Erster Ansprechpartner beim Verdacht auf eine Depression sind der Haus- oder Kinderarzt bzw. -ärztin. Die Behandlung sollte dann beim Facharzt bzw. einer Fachärztin für Psychiatrie oder Kinder- und Jugendpsychotherapie erfolgen. Ist eine Psychotherapie erforderlich, sind Sie bei Psychotherapeuten für Erwachsene oder Kinder/Jugendlichen gut aufgehoben. Psychotherapeuten können sowohl ÄrztInnen als auch PsychologInnen sein.
Wie kann man Depressionen behandeln?
Für die Depression gibt es eine Leitlinienempfehlung unter AWMF Leitlinien von 2015 , die nach aktuellem Stand der Wissenschaft empfiehlt, wie die Behandlung erfolgen sollte. Dabei unterteilt man dieser Behandlungsempfehlung nach Schweregrade in eine leichte, mittlere und schwere Depression.
Bei der leichten Erkrankung wird zunächst eine ambulante Behandlung für eine Dauer von sechs bis acht Wochen empfohlen, da man im Alltag meist noch „funktioniert“. Dazu gibt es die Empfehlung zur Entspannungstherapie, Achtsamkeits- und Stressreduktionstraining, Sport und Bibliotherapie (Lesen als Therapieform). Außerdem werden computergestützte Programme zur Selbsthilfe empfohlen.
Bei einer leichten bis mittleren Form der saisonalen Depression, die vor allem in den Herbst- und Wintermonaten auftritt, wird Lichttherapie (mittels spezieller Lampen) empfohlen.
Bei mittlerem Ausprägungsgrad der Erkrankung wird vorrangig Psychotherapie ODER ein Medikament empfohlen.
Die bekannteste pflanzliche Alternative, Johanniskraut, gilt bei leichter bis mittlerer Ausprägung der Erkrankung als wirksam. Allerdings ist hier als Nebenwirkung die stark erhöhte Lichtsensibilität bekannt, was im Sommer zu schwerem Sonnenbrand führen kann.
Bei schweren Depressionen wird eine Kombinationsbehandlung von Psychotherapie UND Medikament empfohlen. Spätestens hier wird auf Psychopharmaka zurückgegriffen.
Wünschenswert und leitliniengerecht wäre meiner Meinung nach noch viel mehr ein umfassendes und schnell verfügbares psychotherapeutisches Angebot für alle Betroffenen! Dazu eine verständliche Anleitung zur Selbsthilfe und insgesamt deutlich mehr vorsorgliche Gesunderhaltungsangebote anstatt Behandlungen, wenn die Erkrankung bereits ausgebrochen ist.
Sehr gerne möchte ich mit meiner Praxis dazu meinen Beitrag leisten.
Termine nehme ich gerne entgegen.
Kontaktieren Sie mich gerne über das Kontaktformular oder unter 0177 5859667.